Die Moldau (tschechisch Vltava), ist mit einer Länge von 430,2 Kilometer der längste Fluss in Tschechien und der größte Nebenfluss der Elbe. Die Moldau ist beim Zusammenfluss mit der Elbe länger und wasserreicher als diese und stellt damit den hydrologischen Hauptfluss des Elbeflusssystems dar. Mit einem durchschnittlichen Durchfluss von 150 m³/s an der Mündung ist sie gemessen an der Wassermenge mit Saale oder Neckar vergleichbar.
Als "Obere Moldau" wird von mir der Flussabschnitt von der Quelle bis zur Staumauer des Lipno Stausees definiert. Die obere Moldau ist vom Ort Borová Lada bis zum Lipno Stausee auf einer Länge von 52,7 Kilometer befahrbar. Der Fluss ist hier noch recht schmal und durchfließt eine sumpfige Wald und Wiesenlandschaft. Er verläuft teilweise im Biosphärenreservat Šumava, (tschechisch Národní park Šumava) dem größten Nationalpark Tschechiens. Durch den Nationalpark ergeben sich je nach Abschnitt verschiedene Befahrungsbeschränkungen welche in dieser Flussbeschreibung aufgelistet werden. Der Lipno-Stausee kann ohne Einschränkungen befahren werden.
Mit einem Klick auf das Google Maps Icon rechts, könnt ihr eine Flusskarte der Moldau aufrufen. Diese Karte basiert auf Google My Maps. Darauf könnt ihr euch den Flussverlauf im Detail ansehen. Sämtliche in der Kilometrierung erwähnte Hindernisse sind in der Karte eingezeichnet. "Flusswandern.at" hat keinerlei Rechte daran. Es handelt es sich um einen externen Dienst von Google.
Die Befahrung der oberen Moldau kann frühestens in Borová Lada begonnen werden. Von Borová Lada bis Lenora ist die Moldau ein Kleinfluss mit zahlreichen Baumhindernissen. Ab Lenora wird der Fluss häufig gepaddelt weshalb die Baumhindernisse ab hier entfernt werden. Lenora ist mit dem Zug erreichbar, der Bahnhof befindet sich unmittelbar neben dem Fluss. Der häufigste Startpunkt für eine Fahrt auf der oberen Moldau ist Soumarský most. Auch hier befindet sich der Bahnhof unmittelbar neben dem Fluss.
Üblicherweise wird eine Befahrung der oberen Moldau nach deren Mündung in den Lipno Stausee beim Ort Nová Pec beendet. Dort befindet sich eine gute Ausstiegsstelle rechts an der Straßenbrücke. Der Ort Nová Pec verfügt außerdem über einen Bahnhof. Wer möchte kann die Fahrt auch auf dem Lipno Stausee fortsetzen. Dieser gigantische Stausee ist flächenmäßig der größte See der tschechischen Republik. Heute ist er ein bekanntes Fischerrevier und lockt Angler aus ganz Europa an.
Da die obere Moldau großteils innerhalb eines Nationalparks verläuft, sollte man auf wildes Zelten jedenfalls verzichten. Ein Bekannter hat es im Jahr 2016 versucht, wurde vom Ranger erwischt und musste mit diesem mehrere Kilometer zum nächsten Geldautomat gehen, um seine Strafe zu bezahlen. Entlang der oberen Moldau gibt es mehrere Campinplätze die sich als legale Quartiere anbieten. Da der Fluss eher abgelegen verläuft, macht es Sinn sich bereits im Vorfeld mit ausreichend Proviant und Trinkwasser einzudecken. Am Lipno-Stausee existieren zahlreiche Campingplätze.
Von Soumarský most bis zum Lipno Stausee ist die Moldau absolut anfängertauglich. Es gibt keine Wehre oder Hindernisse. Gelegentlich fallen Bäume in den Fluss, die jedoch von der Nationalparkverwaltung beseitigt werden. Dadurch soll vermieden werden, dass Paddler im Flussbett herum laufen. Die Strömung liegt im Durchschnitt bei etwa 3-4 km/h. Das Wasser ist moorig braun, aber für tschechische Verhältnisse vergleichsweise sauber.
Unterhalb des Lipno-Stausees beginnt die insgesamt 8,8 Kilometer lange Wildwasserstrecke der oberen Moldau. Auf diesem Abschnitt verliert der Fluss etwa 150 Höhenmeter auf 10 Kilometern. Üblicherweise führt die Moldau hier nur etwa 1,5 m³/s Wasser, der Rest wird über das Kraftwerk Lipno zum Stausee Lipno II abgeleitet. Nur bei Veranstaltungen wie dem "Devils Extreme Race" oder bei Hochwasser wird mehr Wasser abgegeben. Die Strecke ist dann ein schwerer Wildwasserabschnitt, wobei die Schwierigkeiten zwischen WW St. III-V liegen. Wanderpaddler können hier nur vom Ufer aus zusehen. Da die komplette Strecke von einem Wanderweg begleitet wird, ist sie bei Bewerben ein faszinierendes Schauspiel für interessierte Zuseher.
Von Borová Lada bis Polka (km 416,3 - km 408,3)
Der Abschnitt der oberen Moldau von Borová Lada bis Polka darf von 15.03. bis 31.05. zwischen 8-18 Uhr an Samstag und Sonntag gepaddelt werden. Es gibt keinen Mindestpegel und man benötigt kein Permit.
Von Polka bis Lenora (km 408,3 - km 395,9)
Für den Abschnitt der oberen Moldau von Polka bis Lenora gibt es keine Befahrungsbeschränkungen.
Von Lenora bis Soumarský most (km 395,9 - 389,8)
Der Abschnitt der oberen Moldau von Lenora bis Soumarský most darf von 01.05. bis 31.10. zwischen 8-20 Uhr gepaddelt werden. Zudem muss der Pegel Soumarský most am Tag der Befahrung um 8 Uhr 45 cm oder mehr betragen. Bei einem Pegel von unter 45 cm ist die Befahrung nicht erlaubt.
Von Soumarský most bis Pěkná (km 389,8 - km 373,5)
Der Abschnitt der oberen Moldau von Soumarský most bis Pěkná darf nur mit einer Genehmigung durch den Nationalpark gepaddelt werden. Diese Genehmigung kann man entweder auf dieser Seite online buchen, oder vor Ort an der Einstiegsstelle in Soumarský most erwerben. Zudem muss der Pegel Soumarský most am Tag der Befahrung um 8 Uhr 50 cm oder mehr betragen. Bei einem Pegel von unter 50 cm ist die Befahrung nicht erlaubt. Hat man ein Permit über den Onlineshop erworben und der Pegel ist am Tag der Befahrung zu niedrig, bekommt man den Kaufpreis automatisch refundiert. Das Permit kostete im August 2024 etwa 24 Euro für ein Boot. Eine Reservierung ist unbedingt zu empfehlen, da jede Stunde nur sieben Boote starten dürfen. Beträgt der Pegel 61 cm oder mehr, erhöht sich das Kontingent auf zwanzig Boote pro Stunde. Die Befahrung ist nur von 01.05. - 31.10. erlaubt. Von 01.05. bis 31.05. nur Samstag und Sonntag, von 01.06. bis 31.10. täglich. Gruppen von 5 Booten oder mehr werden von einem Guide begleitet, wenn der Pegel weniger als 61 cm beträgt. Ab einem Pegel von 61 cm fährt kein Guide mit.
Von Pěkná bis Nová Pec (km 373,5 - km 363,6)
Der Abschnitt der oberen Moldau von Pěkná bis Nová Pec darf von 01.05. bis 31.10 zwischen 8-20 Uhr gepaddelt werden. Es gibt keinen Mindestpegel und man benötigt kein Permit.
km 389,8 - Straßenbrücke 14141, "Soumarský most", Säumerbrücke, links danach offizielle Einstiegsstelle zur Befahrung der oberen Moldau. Rechts langgezogener Campingplatz.
km 387,5 - Fußgängerbrücke
km 383 - Eisenbahnbrücke, rechts davor offizieller Rastplatz.
km 379,9 - Durchstochener Mäander, links beschilderte Durchfahrt.
km 377,1 - Links offizieller Rastplatz des Ortes Chlum mit Tischen und Bänken.
km 377 - Reste einer ehemaligen Brücke, links Pegel.
km 376,7 - Rechts Mündung der "Kalten Moldau" und offizieller Rastplatz.
km 373,5 - Straßenbrücke, links offizielle Ein- & Ausstiegsstelle. Ab hier ist das Befahren der Moldau auch ohne Permit wieder erlaubt. Links in 1 km Entfernung der Ort Pěkná.
km 363,6 - Straßenbrücke 1632, rechts danach Ein- & Ausstiegsstelle über flachen Strand. Rechts der Ort Nová Pec mit Bhf. und Parkplatz in 500 Meter Enfernung. Die Moldau verbreitert sich langsam zum Lipno-Stausee. Dieser gigantische Stausee ist flächenmäßig der größte See der tschechischen Republik. Laut amtlicher Kilometrierung ist er 44 Kilometer lang. Kürzt man effizient ab, sind es lediglich 33 Kilometer von hier bis zur Staumauer. Der See wird nachfolgend nicht detailliert beschrieben, nur die wichtigsten Anhaltspunkte werden zur Orientierung aufgelistet.
km 361,9 - Eisenbahnbrücke
km 356,6 - Fähre Bližší Lhota - Horní Planá, links die Stadt Horní Planá.
km 345,5 - Fähre Dolní Vltavice - Kyselov, links Gasthaus.
km 337,5 - Fähre, links die Minderstadt Frymburk.
km 335 - Links Bronzestatue der "Lipno Fee".
km 334,5 - Rechts der Ort Přední Výtoň.
km 332,1 - Králičí ostrov (Kanincheninsel), diese 700 m² große Insel beherbergte von 2010 bis 2020 zahlreiche Kaninchen und Meerschweinchen die hier den Sommer verbrachten. Heute ist die Insel verlassen.
km 329,5 - Staumauer-Lipno - Rechts davor Ausstiegsstelle. Die Lipno-Staumauer staut die Moldau zum größten See Tschechiens. Die Befahrung muss hier unterbrochen werden und ist erst ab Vyšší Brod wieder möglich. Die Strecke zwischen der Lipno-Staumauer und Vyšší Brod liegt weitgehend trocken. Nur bei Hochwasser oder bei Wildwasserevents wird ausreichend Wasser abgegeben. Die wassertechnischen Schwierigkeiten liegen dann bei WW St. IV-V. Auch bei ausreichend Wasser ist der Abschnitt für Wanderpaddler gänzlich ungeeignet. Theoretisch ist es möglich mit Bootswagen von der Lipno-Staumauer etwa 8,8 Kilometer bis zur Einstiegsstelle in Vyšší Brod zu karren. In Vyšší Brod beginnt die mittlere Moldau die in einer eigenen Beschreibung behandelt wird.
km 329,4 - Becken unterhalb der Lipno-Staumauer, es folgt die Wildwasserstrecke der oberen Moldau. Diese liegt auf Grund von Wasserableitung üblicherweise trocken. Sie ist nur bei Hochwasser fahrbar, oder wenn bei Veranstaltungen Wasser abgelassen wird. Die Strecke wird nachfolgend kurz beschrieben, wobei die Beschreibung nur einer groben Übersicht dient. Es folgt zunächst der obere Teil der Slalomstrecke bis zur folgenden Brücke. Führt der Abschnitt Wasser, liegen die Schwierigkeiten bei WW St. III.
km 329,1 - Straßenbrücke, links die Bahnstation Lipno. Es folgt der untere Teil der Slalomstrecke, Schwierigkeiten WW. St. III-IV.
km 328,7 - Wehr "Kimlíček" - Links umtragbar. Niedriges Schrägwehr, dieses wurde im Jahr 2025 komplett neu errichtet. Das Wehr ist das Ziel und Ende der Slalomstrecke. Ab dem Wehr zunächst weiterhin WW. St. III-IV.
km 328,2 - Ehemalige Eisenbahnbrücke, hier Schlüsselstelle, Walze "Železňák“ (Zylinder) WW St. IV, bis zum Rückstau des folgenden Wehrs weiterhin WW St. III.
km 327,6 - Fußgängerbrücke
km 327,2 - Straßenbrücke
km 326,1 - Wehr "U Papírny" - Links umtragbar. Meterhohes Wehr, lässt sich linksufrig unkompliziert umtragen.
km 325,9 - Straßenbrücke, gleich danach die Schlüsselstelle "Loučovická kaskáda" (Loučovice Kaskade), WW. St. IV+.
km 325,3 - Wehr "Spirův" - Links umtragbar. Bei Hochwasser gefährlich. Dieses Wehr wird von Wildwasserpaddlern rechts über einen Durchlass ("Vrata" oder "Vokno" genannt) befahren, danach weitere Stromschnellen WW St. IV.
km 323,9 - Schlüsselstelle "Schody" (Treppen), Katarakt, WW St. V.
km 321,7 - Abnahme der Schwierigkeiten, ab hier nur noch WW St. II-III.
km 320,7 - Rechts Wassereinlass vom Kraftwerk Lipno, Ende der Wildwasserstrecke, es beginnt der Stausee Lipno II.
km 319 - Kraftwerk Lipno II - Links umtragbar. Dieses Kraftwerk staut die Moldau zum Stausee-Lipno II, der als Ausgleichsbecken für den oberen Stausee fungiert. Er puffert die Pegelschwankungen die durch den Betrieb des Kraftwerks Lipno entstehen. Das Kraftwerk Lipno II lässt sich problemlos mit Bootswagen etwa 330 Meter übers linke Ufer zur Einstiegsstelle umtragen. Es beginnt die beliebte Wanderstrecke der mittleren Moldau, von Vyšší Brod bis Budweis.
Fluss zuletzt gepaddelt am 04.08.2024. Beschreibung zuletzt bearbeitet am 05.08.2024
Der Pegel Soumarský most lag bei 57 cm.